Erfolgskriterium 1.2.8
Medienalternative (Aufgezeichnet)
[Materialsammlung]
Für audiovisuelle Inhalte steht in der Regel eine Textalternative zur Verfügung.
WCAG Kontext
Prinzip 1. Wahrnehmbar Perceivable
Informationen und Steuerelemente müssen in einer technisch darstellbaren Weise wahrnehmbar sein.
Richtlinie 1.2 Zeitbasierte Medien
Stelle Alternativen für zeitbasierte Medien bereit.
Verwandte Erfolgskriterien
- 1.2.2 Untertitel (Aufgezeichnet)
- Aufgezeichnete Videos benötigen in der Regel Untertitel, die gesprochene Inhalte und relevante akustische Ereignisse als Text wiedergeben.
- 1.2.3 Audiodeskription oder Medienalternative (aufgezeichnet)
- Videodateien benötigen in der Regel eine Beschreibung von Inhalten, welche nicht aus gesprochenen Inhalten verständlich sind. Alternativ kann eine textuelle Beschreibung zur Verfügung gestellt werden.
- 1.4.5: Abbildung von Text
- Wo immer möglich, muss Text als solcher verfügbar sein. Eine Grafik von Text sollte vermieden werden.
Erläuterungen zum Kontext
Strukturierende Übersetzung des Erfolgskriteriums
Eine Alternative für zeitbasierte Medien ist vorgesehen für:
- jegliche aufgezeichnete synchronisierte Medien und
- jegliche aufgezeichnete reine Video-Medien.
Anmerkungen zur Übersetzung
- Die Satzstellung wurde leicht geändert.
- Die beiden Anwendungsfälle wurden in einer Liste dargestellt.
Englischsprachiger Originaltext des Erfolgskriteriums
An alternative for time-based media is provided for all prerecorded synchronized media and for all prerecorded video-only media.
WCAG | Success Criterion 1.2.8 Media Alternative (Prerecorded)
Zum raschen Verständnis
Es ist für manche Menschen erforderlich, dass es grundsätzlich eine Medienalternative gibt. Das kann ein beschreibender Text eines Films oder der Text eines aufgezeichneten Interviews sein.
Es genügt nicht, ein Video mit grafischen Untertiteln zu versehen, weil damit visuelle Wahrnehmungsfähigkeiten verbunden sind. Ebenso wird bei einer Audiodeskription ein Hörvermögen vorausgesetzt.
Die Medienalternative entspricht einem detaillierten Drehbuch für grafische Szenenabläufe, Dialoge und Hintergrundsounds.
Enthält das Medium interaktive Komponenten, werden diese in der Medienalternative als Links, Schalter und Ähnliches realisiert.
Zielgruppen
- Eine textuelle Medienalternative ist insbesondere für Menschen mit gleichzeitiger Hör- und Sehbeeinträchtigung von Relevanz. Für diese bleibt lediglich eine Braillezeile als Schnittstelle zu digitalen Inhalten in Textform.
- Sehbehinderte Menschen, die mit einem Screen Reader arbeiten, können die korrekte Schreibweise aus der Textalternative entnehmen. Untertitel als grafischer Bestandteil von Videos können dies nicht gewährleisten.
Testverfahren
Maschinelle Prüfung
Eine Prüfung mit dem W3C HTML Validator sollte vor jeglicher Veröffentlichung einer Webseite erfolgen. Dieser Validator schlägt auch an, wenn ein img
-Element über kein alt
-Attribut verfügt. Ein fehlendes alt
-Attribut bewirkt, dass ein Screen Reader zur Bildbeschreibung auf den Dateinamen aus dem src
-Attribut zurückgreift, der selten aussagekräftig genug ist.
Tools, die explizit zur Prüfung der digitalen Barrierefreiheit dienen, bieten darüber hinaus keine Erkenntnisse. Noch gibt es keine künstliche Intelligenz, die den Bildinhalt im Kontext erkennen könnte.
Manuelle Prüfung
- Deaktiviere im Browser die Darstellung von Bildern und prüfe, ob die angezeigten Textalternativen hinreichend zum Verständnis von Inhalt und Funktionalität beitragen.
- Suche im Quelltext nach der Zeichenfolge
<img
und prüfe, ob der Wert imalt
-Attribut einen Sinn ergibt. - Suche im Quelltext nach der Zeichenfolge
<alt=" "
und prüfe, ob das derart verborgene Bild tatsächlich rein dekorativ ist. - Sieh dir im Browser Bilder und Grafiken an, die mittels CSS als Hintergrundgrafik eingeblendet sind. Sind diese jeweils rein dekorativ oder ist ein Textäquivalent vorhanden, das Inhalt oder Funktionalität angemessen beschreibt?
Es empfiehlt sich, zum Vergleich die Webseite auf einem anderen Rechner oder in einem anderen Browser parallel zu öffnen.
Prüfung durch betroffene Menschen (Peer Evaluation)
Blinde Menschen sind am meisten auf Alternativtexte angewiesen. Sie sind darüber hinaus überwiegend mit mangelhaften Alternativtexten konfrontiert. Vielfach ignorieren sie deshalb grundsätzlich Bilder beim Surfen.
Blinde Menschen können jedoch auch über den größten Erfahrungsschatz bei der Formulierung von Alternativtexten verfügen. Sie sollten daher unter folgenden Voraussetzungen bei der redaktionellen Einbettung von Bildern eingebunden werden:
- Blinde Testpersonen müssen technische und redaktionelle Anforderungen an textuelle Alternativen zu Bildern kennen. Als geschulte und erfahrene Prüfungsfachkräfte können sie bei der Formulierung von Alternativtexten zur Signifikanz und Prägnanz beitragen.
- Blinde Testpersonen benötigen zur Prüfung von Alternativtexten eine sehende Assistenzperson, die beschreibt, was auf einem Bild dargestellt ist. Assistenz ist auch erforderlich, wenn ein Bild redaktionell im Kontext oder technisch in der Reihenfolge der Elemente nicht adäquat dargestellt ist.