WCAG Erfolgskriterien
WCAG 2.0 AA

Erfolgskriterium 1.4.4
Textgröße einstellen (Resize Text)
[Materialsammlung]

Aus der Vergrößerung durch Browserfunktionalitäten auf 200% dürfen keine Darstellungsprobleme entstehen. Textbereiche dürfen sich bei zweifacher Vergrößerung nicht überlappen und der Text darf nicht über den Bildschirmrand hinaus gleiten, sodass ein horizontales Scrollen erforderlich wird.

Alternativ können anstelle der Browserfunktionalitäten auch auf dem Webauftritt Mechanismen bis zum zweifachen Vergrößern angeboten werden. Durch solche Mechanismen dürfen natürlich auch keine Probleme bei Wahrnehmung und Bedienung entstehen.

WCAG Kontext

Konformitätsstufe AA

Prinzip 1. Wahrnehmbar (Perceivable)

Informationen und Steuerelemente müssen in einer technisch darstellbaren Weise wahrnehmbar sein.

Richtlinie 1.4 Unterscheidbar (Distinguishable)

Mach es einfacher, Inhalt zu sehen und zu hören, die Trennung von Vordergrund und Hintergrund eingeschlossen.

1.4.10 Umbrüche (Reflow)
Inhalt und Funktionalität muss mit wenigen Ausnahmen auch bei eingeschränkter Breite oder Höhe ohne zweidimensionales Scrollen verfügbar bleiben (Mobile Geräte!).
1.2.2 Untertitel (Aufgezeichnet)
Aufgezeichnete Videos benötigen in der Regel Untertitel, die gesprochene Inhalte und relevante akustische Ereignisse als Text wiedergeben.
Untertitel sind vom Erfolgskriterium 1.4.4 ausgenommen.
1.4.5: Abbildung von Text
Wo immer möglich, muss Text als solcher verfügbar sein. Damit bleibt auch die Lesbarkeit bei Vergrößerung gewahrt. Eine Grafik von Text sollte vermieden werden.
Abbildungen von Text sind vom Erfolgskriterium 1.4.4 ausgenommen.

Strukturierende Übersetzung des Erfolgskriteriums

Text kann ohne assistierender Technologien auf 200 Prozent vergrößert werden, ohne dass dadurch Inhalte oder Funktionalitäten verloren gehen.

Ausnahmen:

  1. Untertitel
  2. Abbildung von Text
Anmerkungen zur Übersetzung
  • Die Ausnahmen wurden zum leichteren Verständnis aus der Formulierung des Erfolgskriteriums herausgenommen.
  • Die nummerierten Liste wurde für die Ausnahmen ergänzt.
Englischsprachiger Originaltext des Erfolgskriteriums

Except for captions and images of text, text can be resized without assistive technology up to 200 percent without loss of content or functionality.

Zum raschen Verständnis

Reiner Text sollte in der Regel im Browser zweifach vergrößert werden könne, ohne dass Inhalte oder Funktionalitäten verloren gehen.

Ausnahmebestimmungen verstehen

Untertitel
Da Unteritel, die etwa in Videos eingeblendet sind, nicht vergrößert werden können, sind sie von dem Erfolgskriterium 1.4.4 ausgenommen.
Abbildung von Text
Abbildungen von Text sind Pixelgrafiken, auf denen Text zu sehen ist. Sie sollten weithin vermieden und durch tatsächlichen Text ersetzt werden.
Da beim Vergrößern einer Grafik der enthaltene Text nicht umgebrochen werden kann, sind Abbildungen von Text aus dem Erfolgskriterium 1.4.4 ausgenommen.

Zielgruppen

Dieses Erfolgskriterium zielt auf Menschen und Situationen ab, bei denen eine geringe Textvergrößerung schon das Lesen erleichtert.

Für Menschen, die explizit auf eine Vergrößerungssoftware als assistierender Technologie angewiesen sind, gibt es keine eigenen Richtlinien. Für diesen Personenkreis wird die Optimierung der Darstellung an die Softwareentwicklung übertragen.

Vergrößerung im Browser

Technisch werden Vergrößerungsmöglichkeiten schon durch Browser angeboten. Dies kann über Grundeinstellungen, Menübefehle oder Shortcuts erfolgen. Testen sie in Ihrem Browser etwa folgende Bedienungsmechanismen:

  • STRG + + (Plus/Minus auf der numerischen Tastatur)
  • STRG + Mausrad (auf/ab)
  • STRG + 0 (Null)

Der letzte Befehl sollte meist den Standardwert der Vergrößerung wiederherstellen.

Testverfahren

Zu berücksichtigen sind insbesondere auch Formularbeschriftungen. Deren Sichtbarkeit und visuelle Zuordnung zu Formularelementen muss auch bei einer vergrößerten Darstellung gesichert sein.

In Firefox und möglicherweise auch anderen Browsern lässt sich die Vergrößerung alleine auf Text reduzieren. Dies kann zu Überlappungen führen, die nicht der Webseite, sondern der Browserdarstellung zugerechnet werden müssen. Es kann bei Problemen daher der Browserkonfiguration zugeordnet werden und nicht der Webseite. In diesem Fall liegt also kein Fehler in Bezug auf das Erfolgskriterium 1.4.4 vor.

Maschinelle Prüfung

Einzelne Probleme lassen sich mit maschinellen Werkzeugen identifizieren:

Viewport Restriktionen

Konfigurationen im HTML-Head-Bereich können Vergrößerungsmöglichkeiten insbesondere für Smart Phones unterdrücken:

<meta name="viewport" …
  maximum-scale=1.0, 
  user-scalable=no" />

Erfahrungsgemäß wird dieser Code unreflektiert in Templates kopiert und kann vielfach ohne Darstellungsprobleme einfach gelöscht werden.

Manuelle Prüfung

Für eine genaue Prüfung ist es unerlässlich, konzentriert die visuelle Darstellung in der Vergrößerungsstufe 200% zu testen:

  • Verschwinden Informationen oder Funktionalitäten?
  • Kommt es zu Kürzung oder Überlappung von Texten?
  • Wird ein horizontales Scrollen auf unzulässige Weise nötig?

Es empfiehlt sich, zum Vergleich die Webseite auf einem anderen Rechner oder in einem anderen Browser parallel zu öffnen.

Es ist üblich und zulässig, bestimmte Komponenten für Smart Phones auf eine andere Weise darzustellen:

Standortangaben werden etwa am Desktop als Verzweigung ab der Startseite dargestellt, während sie am Smart Phone typischerweise nur zur übergeordneten Ebene führen.

Darstellung am iPhone

Textpassagen lassen sich am iPhone durch Konfigurationen vergrößern.

  1. Öffne Einstellungen > Bedienungshilfen > Anzeige &  Textgröße.
  2. Aktiviere den Schalter Größerer dynamischer Text.
  3. Am unteren Ende des Displays befindet sich ein Schieberegler, mit dem du die gewünschte Schriftgröße einstellen kannst.
Screenshot Konfiguration der Textgröße am iPhone

Prüfung durch betroffene Menschen (Peer Evaluation)

Betroffene Testpersonen müssen ohne Assistenz über ein ausreichendes Sehvermögen verfügen.

Sehbehinderte Personen müssen ohne Assistenz effektiv und sorgfältig mit einer Vergrößerungssoftware arbeiten können. In jedem Fall ist mit einem erhöhten Zeitaufwand zu rechnen.