WCAG Erfolgskriterien
WCAG 2.2 Tripple A

Erfolgskriterium 2.4.13
Fokus Erscheinungsbild (Focus Appearance)

Ein Fokusindikator muss ausreichend Größe und Kontrast aufweisen. Damit wird die visuelle Wahrnehmbarkeit insbesondere bei der Tastaturnavigation erleichtert.

WCAG Kontext

Konformitätsstufe AAA

Prinzip 2. Bedienbar

Komponenten der Benutzerschnittstelle und die Navigation müssen bedienbar sein.

Richtlinie 2.4 Navigierbar

Stelle Mechanismen bereit, die bei der Nutzung helfen zu navigieren, Inhalt zu finden und den Standort festzulegen.

2.4.7 Fokus sichtbar
Bei Links, Schaltern und Formularkomponenten muss ein sichtbarer Indikator vorhanden sein, wenn sich der Fokus auf dem Element befindet.
2.4.11 Fokus nicht überdeckt (Minimum)
Wenn ein Element den Tastaturfokus erhält, muss es zumindest teilweise sichtbar sein.
2.4.12 Fokus nicht überdeckt (Erhöht)
Konformitätsstufe AAA
Wenn ein Element den Tastaturfokus erhält, muss es gänzlich sichtbar sein.
2.4.3 Fokusreihenfolge
Die Reihenfolge, in der fokussierbare Elemente technisch und visuell angeordnet sind, muss, wo dies möglich ist, bedeutungsvoll und bedienbar sein.
1.4.11 Nicht-textueller Kontrast
Grafische Elemente benötigen als Komponenten der Benutzeroberfläche, von Diagrammen und Ähnlichem in der Regel einen Mindestkontrast von 3∶1 zu benachbarten Flächen.
Im Gegensatz dazu geht es im Erfolgskriterium 2.4.13 nicht um Kontrast zwischen benachbarten Flächen, sondern um Kontraständerungen von Flächen in unterschiedlichen Zuständen.
1.4.3 Kontrast (Minimum)
Schriften benötigen einen ausreichenden Helligkeitskontrast zum Hintergrund. Ein Farbkontrast reicht nicht aus.
1.4.1 Gebrauch von Farbe
Die visuelle Darstellung bestimmter Informationen darf nicht allein auf Farbe beruhen.
3.2.1 Bei Fokus
Ein Fokuseffekt besteht nicht in einer Änderung des Kontextes.
2.1.1 Tastatur
Funktionalitäten müssen mit wenigen Ausnahmen allein mit der Tastatur bedienbar sein.

Erläuterungen zum Kontext

Das Erfolgskriterium wurde in den WCAG 2.2 neu eingeführt.

Folgende Anforderungen werden im Vergleich zu vorhandenen Erfolgskriterien neu aufgestellt:

Strukturierende Übersetzung des Erfolgskriteriums

Wenn der Fokusindikator für die Tastatur sichtbar ist, erfüllt eine Fläche des Fokusindikators alle folgenden Bedingungen:

Ausnahmen

  1. Der Fokusindikator ist vom Darstellungsprogramm festgelegt und kann von Autor*innen nicht angepasst werden.
  2. Der Fokusindikator und dessen Hintergrundfarbe werden von Autor*innen nicht verändert.

Anmerkungen

  1. Was als Komponente oder Subkomponente der Nutzerschnittstelle (zum Erkennen von Umrandung oder Größe) wahrgenommen wird, hängt von dessen visueller Präsentation ab.
    Die visuelle Präsentation umfasst den visuellen Inhalt der Komponente, den Rahmen und den komponentenspezifischen Hintergrund.
    Sie umfasst nicht Schattierung und Leuchteffekte außerhalb des Inhalts der Komponente, Hintergrund oder Rahmen.
  2. Beispiele für Subkomponenten, die einen Fokusindikator erhalten können, sind Menüelemente in einem geöffneten Drop-down Menü oder fokussierbare Zellen in einem Raster.
  3. Kontrastberechnungen können auf den Farbfestlegungen innerhalb einer Technologie (wie HTML, CSS und SVG) basieren.
    Pixel, die durch Auflösungsverbesserungen vom Benutzeragenten und Anti-Aliasing geändert wurden, können ignoriert werden.
Anmerkungen zur Übersetzung
  • Anstelle des : wurde das Zeichen als Verhältniszeichen eingesetzt.
  • Die Ausnahmenkonditionen wurden in einer nummerierten Liste dargestellt.
  • Die Anmerkungen wurden unter einer Überschrift in einer nummerierten Liste dargestellt.
Englischsprachiger Originaltext des Erfolgskriteriums

When the keyboard focus indicator is visible, an area of the focus indicator meets all the following:

  • is at least as large as the area of a 2 CSS pixel thick perimeter of the unfocused component or sub-component, and
  • has a contrast ratio of at least 3:1 between the same pixels in the focused and unfocused states.

Exceptions:

  • The focus indicator is determined by the user agent and cannot be adjusted by the author, or
  • The focus indicator and the indicator's background color are not modified by the author.

Note 1: What is perceived as the user interface component or sub-component (to determine enclosure or size) depends on its visual presentation. The visual presentation includes the component's visible content, border, and component-specific background. It does not include shadow and glow effects outside the component's content, background, or border.

Note 2: Examples of sub-components that may receive a focus indicator are menu items in an opened drop-down menu, or focusable cells in a grid.

Note 3: Contrast calculations can be based on colors defined within the technology (such as HTML, CSS and SVG). Pixels modified by user agent resolution enhancements and anti-aliasing can be ignored.

Zum raschen Verständnis

Bei der Bedienung mit der Tastatur wird der Fokus durch Drücken der Tab-Taste auf Links, Schalter und Formularkomponenten bewegt. Durch gleichzeitiges Drücken der Shift-Taste wird die Bewegung umgekehrt.

Fokuseffekte müssen visuell gut wahrnehmbar sein. Die Indikatoren, also die unterschiedlichen Merkmale im nicht-fokussierten und fokussierten Zustand, unterliegen bestimmten Mindestanforderungen.

Für die einfachste und sicherste Lösung springe gleich zum Beispiel Rahmenindikator mit Abstand. Für differenziertere Informationen lies hier weiter.

Zur allgemeinen Darstellung der Form einer Komponente dient im Folgenden ein fünfzackiger Stern:

Türkiser fünfzackiger Stern

Mindestgröße des Indikators

Die Größe der visuell veränderten Fläche ist der erste der beiden entscheidenden Faktoren für die Wahrnehmbarkeit einer Veränderung. Die Größe als entscheidender Faktor erschließt sich auch aus der Definition der Sehschärfe, in der von der Wahrnehmung je nach relativer Größe in Winkelminuten ausgegangen wird.

Die normative Maßeinheit für die Größe sind im Erfolgskriterium CSS Pixel. Sie sollen eine möglichst einheitliche Größe unabhängig von der Auflösung und der Bildschirmgröße gewährleisten. Da es sich bei einem Pixel nicht um einen mathematischen Punkt ohne Ausdehnung handelt, sondern um eine, wenn auch sehr kleine Fläche, wird auch der Ausdruck Quadratpixel (px²) verwendet. Im Folgenden wird dafür vereinfachend der Ausdruck Pixel verwendet.

Berechnung der Mindestgröße des Indikators

Aus den Pixeln der Umfassung eines Elements ist eine Minimalfläche abzuleiten. Deren Berechnung wird nicht im Erfolgskriterium selbst definiert, sondern in der Begriffsklärung zum Umfang.

Zur Berechnung der Mindestfläche AI kann der kleinere der folgenden Werte herangezogen werden:

Die minimale rechteckige Umgrenzung der Komponente:
Türkiser Stern mit rechteckiger Umrandung
Eine anliegende Umgrenzung der Komponente:
Türkiser Stern mit anliegender Umrandung

In der Definition des Umfangs werden überlappende Eckpunkte aus dem Umfang abgezogen. Bei einem fünfzackigen Stern sind das 5 Pixel.
Dieses Detail wird in den Erläuterungen zum Erfolgskriterium jedoch nicht mehr erörtert.

Rechteckige Komponenten

Bei einer rechteckigen Komponente sind die rechteckige Umgrenzung und die anliegende Umgrenzung identisch.

Die Formel für die Mindestfläche eines Indikators bei einer rechteckigen Komponente mit der Breite b und der Höhe h lautet daher bei einem 2 Pixel breiten Umfang:

AI = 2U = 4b + 4h = 4(b+h)

Nehmen wir einen Schalter mit 100 Pixel Breite und 25 Pixel Höhe. Die Mindestfläche des Fokusindikators für den Schalter wird also folgendermaßen errechnet:

AI = 4×100 + 4×25 = 500 Pixel

Dies entspricht der Differenz der Flächen des in jede Richtung um 1 Pixel erweiterten bzw. reduzierten Schalters:

102×27 − 98×23 = 500

Kreisförmige Komponenten

Für eine kreisförmige Komponente mit einem Radius r gilt als Mindestfläche für einen Fokusindikator ebenfalls der doppelte Umfang:

AI = 2U = 4rπ

Warum zur Berechnung nicht die rechteckige Umrandung herangezogen wird:

Bei Komponenten, die nicht über eine rechteckige Form verfügen, stehen zur Berechnung der Mindestfläche eines Fokusindikators zwei Varianten zur Verfügung:

Drei Kreise. Kreis A ohne Rahmen. Kreis B mit rechteckiger Umfassung. Kreis C mit anliegendem Rahmen.

Setzen wir für den kreisförmigen Schalter (Figur A) eine Breite von 24 Pixeln fest. Dies entspricht den Anforderungen an die Mindestfläche eines Steuerelements im Erfolgskriterium 2.5.8.

Folgende Berechnungen der Mindestfläche sind zulässig:

Die minimale rechteckige Umgrenzung der Komponente (Figur B)
AI = 4×24 + 4×24 = 196 Pixel
Die anliegende Umgrenzung der Komponente (Figur C)
AI = 4×12×π ≈ 151 Pixel

Als Mindestfläche darf der kleinere Wert der beiden Berechnungen herangezogen werden, also der doppelte Kreisumfang.

Mindestfläche bei anderen geometrischen Formen

Bei Komponenten mit komplexeren geometrischen Formen kann die Berechnung durchaus eine mathematische Herausforderung werden. Sehen wir uns beispielsweise einen gleichseitigen fünfzackigen Stern an. Ein solcher kann etwa zur Punktevergabe dienen:

Berechnungen für einen fünfzackigen Stern Drei fünfzackige Sterne. Stern A ohne Rahmen. Stern B mit rechteckiger Umfassung. Stern C mit anliegendem Rahmen.

Zur Ermittlung der Mindestfläche eines Fokusindikators dient wiederum die kleinere der beiden Berechnungsvarianten.

Setzen wir für den Stern (Figur A) eine Ausdehnung s von jeweils 24 Pixeln fest.

Folgende Berechnungen der Mindestfläche für einen Fokusindikator sind zulässig:

Die minimale rechteckige Umgrenzung der Komponente (Figur B)
Die Breite b entspricht der Ausdehnung s, also 24.
Die Höhe h beträgt s × cos(18), also ungefähr 22,8.
AI = 4×24 + 4×22,8188
Die anliegende Umgrenzung der Komponente (Figur C)
Der Umfang eines Pentagramm kann folgendermaßen berechnet werden:

U ≈ 3,82 × s

Vom Umfang können die überlappenden Eckpunkte abgezogen werden, bei einem Pentagramm also 5 Punkte.

Die Mindestfläche für den Fokusindikator aus dem 2 Pixel breiten Umfang beträgt daher bei einer Seitenlänge von 24 Pixeln:

AI ≈ 2 × (3,82 × 245) ≈ 174 Pixel

Als Mindestfläche darf der kleinere Wert der beiden Berechnungen herangezogen werden, also in diesem Fall der anliegende Rahmen.

Flächenindikatoren

Der Indikator kann auch aus einer oder mehreren Flächen bestehen. Er muss sich nicht im Außenbereich des Steuerelements als Rahmen oder Außenlinie befinden.

In der folgenden Darstellung weist der Schalter B durch eine kontrastreiche Farbänderung einer Mindestfläche die erforderlichen Merkmale auf:

Außenrahmen als Indikatoren haben den Vorteil, dass bei einer Änderung von Breite und Höhe des Steuerelements keine neuen Berechnungen für die Mindestfläche und entsprechende Anpassungen erforderlich sind.

Kontrast des Indikators

Die Indikatorfläche muss im fokussierten Zustand bei jedem Pixel zum unfokussierten Zustand über einen ausreichenden Kontrast verfügen. Kontrastanforderungen gelten im Gegensatz dazu bei anderen Erfolgskriterien für benachbarte Pixel.

Ein Wechsel der Farbe erhöht die visuelle Unterscheidbarkeit signifikant. Allerdings kann dieser Effekt bei einer Farbfehlsichtigkeit für bestimmte Farbkombinationen vermindert sein oder ganz entfallen (Rot-Grün Schwäche). Der Kontrast muss daher auch unterscheidbare Werte in den Helligkeitsstufen aufweisen (Leuchtdichteunterschiede).

Der erforderliche Helligkeitskontrast wird im Erfolgskriterium auf 3∶1 festgelegt. Dies entspricht dem Mindestkontrast für große oder fette Schrift im Erfolgskriterium 1.4.3 oder dem nicht-textuellen Kontrast im Erfolgskriterium 1.4.11. Ein höherer Kontrast verbessert natürlich die Wahrnehmbarkeit des Effekts gegenüber den Mindestanforderungen.

Eine Farbinvertierung von Vordergrund und Hintergrund erzielt als Fokusindikator zwar einen deutlichen Fokuseffekt. Die erforderliche Lokaladaptation in der Netzhaut könnte durch eine Farbinvertierung jedoch eine Beeinträchtigung darstellen. Eine Farbinvertierung sollte unseres Erachtens daher nicht als allgemeine Empfehlung gelten.

Links im Fließtext (Inline Links)

Links innerhalb eines Absatzes können gelegentlich über einen Zeilenumbruch hinausragen, wenn die Linkbeschriftung länger ist. Zur Berechnung der Mindestfläche kann eine minimale umgrenzende Box herangezogen werden, die den Link bei einer einzeiligen Darstellung umranden würde.

Der sicherste Weg für eine konforme Darstellung ist eine 2 Pixel breite Umrandung. Typischerweise werden dazu die CSS-Anweisungen border oder outline verwendet.

Die Darstellung der beiden Varianten kann sich von Browser zu Browser leicht unterscheiden. In Chrome und Firefox treten folgende Merkmale in Erscheinung:

Wird ein Fokusindikator mittels border realisiert, bleibt beim Zeilenumbruch der Rahmen an der Umbruchstelle jeweils offen:

Textabschnitt mit Link und als Fokusindikator ein Rahmen

Wird ein Fokusindikator hingegen mittels outline realisiert, erscheinen die Linkabschnitte in jeder Zeile als abgeschlossene Links:

Textabschnitt mit Link und als Fokusindikator eine Außenlinie

Unter diesen Umständen erscheint bei Links im Fließtext eine border-Anweisung vorteilhaft. Damit erscheint eine zeilenübergreifende Linkbeschriftung intuitiv als eine Einheit.

Es empfiehlt sich in jedem Fall, die Zeilenhöhe generell zu erhöhen, um Überlappungen von Umrandungen von Indikatoren zu vermeiden. Hier ein Codebeispiel:

  line-height: 140%

Ausnahmebestimmungen

Fokuseffekt nicht anpassbar

Bei einzelnen Komponenten oder Technologien kann der Fokuseffekt nicht autorenseitig angepasst werden. In diesem Fall ist das Erfolgskriterium natürlich nicht anwendbar.

In HTML lässt sich beispielsweise das Erscheinungsbild der ausgewählten Komponente in einem select-Element nicht modifizieren. Wir müssen uns daher etwa mit dem marginalen Fokuseffekt in Firefox 120.0 abfinden:

Screenshot Sprachauswahl. Die aktuelle Auswahl ist lediglich mit einem sehr hellen Blau unterlegt.

Fokuseffekt durch Browser

Es genügt unter folgenden Bedingungen, den Fokuseffekt gänzlich dem Browser zu überlassen:

Die Hoffnung besteht darin, dass Browser selbst bereits die Anforderungen erfüllen. Stichproben zeigen, dass aktuelle Versionen noch nicht durchgehend über angemessene Fokuseffekte verfügen.

Ein Vorteil dieses Ansatzes besteht darin, dass Fokuseffekte den Erfahrungsgewohnheiten im eigenen Browser entsprechen.

Die Ausnahmebestimmung ist ein Zugeständnis an Webauftritte, die mit möglichst geringem Darstellungsaufwand realisiert wurden. Nichts zu tun heißt hier auch gleichzeitig, nichts anzustellen. Wer sich jedoch nicht auf Browser verlassen will oder Wert auf ein einheitliches Erscheinungsbild über Browser hinweg legt, wird explizit Fokuseffekte festlegen.

Fokuseffekt durch Browser bei Hintergrundänderung

Werden beim Design Farben für den Bereich festgelegt, in dem sich ein Steuerelement befindet, kann sich dies auch auf Kontrastverhältnisse beim Fokuseffekt auswirken. In diesem Fall sind möglicherweise Fokuseffekte für betroffene Steuerelemente explizit vorzusehen.

In Chrome Version 120 werden Links und Schalter im fokussierten Zustand mit einer dicken schwarzen Umrandung versehen:

Screenshot Fokuseffekte in Chrome für Links und Schalter

Wird der Hintergrund verdunkelt, bleibt der Fokus durch eine weiße Außenumrandung des Fokusindikators deutlich sichtbar:

Screenshot Fokuseffekte in Chrome für Schalter bei einem blauen Hintergrund

In Firefox Version 121 hingegen ist bei einem dunkleren Hintergrund die Wahrnehmbarkeit deutlich beeinträchtigt:

Screenshot Fokuseffekte in Firefox für Schalter bei einem weißen und einem blauen Hintergrund
Labordatei: Fokuseffekte in Browsern
Welche Fokuseffekte sind standardmäßig im Browser vorhanden?

Anwendungen zur Textverarbeitung

Enthält eine Webseite eine Anwendung zum Editieren von Text, ist diese typischerweise nicht als Komponente der Benutzeroberfläche einzustufen (Textverarbeitung, Editierbereich für Code, …). Solche großen Editierbereiche werden bei der Nutzung im Gegensatz zu einem textarea-Element nicht als singuläres Steuerelement mit abgegrenzter Funktion erachtet.

Ein solcher Editierbereich wird daher nicht von diesem Erfolgskriterium berührt. Eine visuelle Kennzeichnung durch einen Rahmen wird trotzdem sinnvoll sein.

Der Textverarbeitungsbereich benötigt jedoch zumindest einen Indikator für den Eingabepunkt (Caret), um das Erfolgskriterium 2.4.7 Fokus sichtbar zu erfüllen.

Nicht fokussierbare Elemente

Links können auf die id eines Elements referenzieren, ohne dass dieses Element mit der Tab-Taste fokussierbar ist. Typischerweise befinden sich solche Links in einer Einsprungnavigation oder einem Inhaltsverzeichnis.

Derartige Elemente fallen nicht unter dieses Erfolgskriterium, weil sie ohne Zusatzmechanismen durch assistierende Technologien nicht mit der Tastatur bedienbar sind.

Zielgruppen

Screen Reader stellen Inhalte mit deren Semantik dar. Bei deren Nutzung ist daher das visuelle Erscheinungsbild nicht relevant.

Beispiele

Rahmenindikator mit Abstand

Die Berechnung der Mindestfläche für einen Fokusindikator leitet sich im Erfolgskriterium von der Umgrenzung des Elements ab. Ein zuverlässiger Ansatz besteht also darin, einen entsprechenden Rahmen vorzusehen.

Typischerweise wird der Rahmen nicht direkt an die Schaltfläche angefügt, sondern abgerundet mit einem Abstand zum Steuerelement. Dies erleichtert die visuelle Differenzierung, wird jedoch im Erfolgskriterium nicht verlangt.

Erläuterungen zum Beispiel Rahmenindikator mit Abstand

In Beispiel hat der Schalter B den Fokus inne. Als Indikator dient eine abgerundete rechteckige Umrandung mit einem kleinen Abstand zum Schalter.

Verwendete visuelle Effekte

  • Der Schalter hebt sich durch Hintergrund und Form von gewöhnlichem Text ab und soll dadurch intuitiv als Steuerelement erkannt werden.
  • Schrift und Rahmen des Schalters weisen zum Hintergrund ein ausreichendes Kontrastverhältnis von 6.9∶1 auf.
    (Berechnung auf contrast-ratio.com)
  • Durch den Abstand der 2 Pixel breiten Außenlinie im fokussierten Zustand wird die erforderliche Pixelzahl übertroffen, weil sich Breite und Höhe im Vergleich zum Schalter ausdehnen.
  • Die Farbe des Außenrahmens weist zur weißen Umgebung ein ausreichendes Kontrastverhältnis von 9,3∶1 auf.
    (Berechnung auf contrast-ratio.com)

CSS

.myButton button:focus {
  outline: solid 2px var(--red7-1);
  outline-offset: 2px;
}

Rahmenindikator für Kachel

Verlinkte Komponenten aus einem Bild, einem Text mit dem Linkziel und gelegentlich auch Zusatztext werden als Cards (Kacheln) bezeichnet. Der folgende Screenshot zeigt den Fokuseffekt für derartige Komponenten auf Zweiter Blick:

2 Links aus einem Bild des Goldenen Dachls und der Beschriftung Goldenes Dachl. Die Zweite Komponente zeigt den Fokuseffekt an.
Erläuterungen zum Beispiel Rahmenindikator für Kachel

Verwendete Fokuseffekte

  • Der Außenrahmen um den Link aus Bild und Beschriftung weißt eine Breite von 2 Pixeln auf und entspricht damit den Anforderungen an die Größe des Indikators.
  • Die Farbe des Außenrahmens weißt zum Hintergrund ein Kontrastverhältnis von annähernd 7∶1 auf und übertrifft damit die Anforderungen:
    (Berechnung auf contrast-ratio.com)
  • Darüber hinaus werden folgende Effekte eingesetzt, ohne die grundlegenden Anforderungen zu verletzen:
    • Das Bild wird leicht ausgegraut (CSS Anweisung opacity).
    • Der Linktext wird gelb hinterlegt.

Zum Ausprobieren

Setze den Fokus auf den zweiten Kachel!

HTML

Der HTML-Code für eine Kachel weist etwa folgende Struktur auf:

<a class="card"
  href=[…] >
  <img 
    alt=" "
    src=[…]>
  <p>Goldenes Dachl &#10230;</p>
</a>

Wenn die sichtbare Bildunterschrift (Goldenes Dachl) das Linkziel angemessen beschreibt, muss der Alternativtext für das vorhandene Bild im Link leer bleiben.

CSS

Für die verwendeten Fokuseffekte sind folgende CSS-Anweisungen relevant:

.card a {
  background-color: white;
  border: solid 1px darkred;
  color: darkred;
  padding: .3ex;
}
.Card a:focus {
  background-color: yellow;
  border-color: black;
  color: black;
  opacity: .8;
  outline: solid 2px black;
  outline-offset: 2px;
}

Testverfahren

Manuelle Prüfung

Wer den Fokuseffekt gänzlich dem Browser überlässt, hat das Erfolgskriterium noch nicht unbedingt erfüllt. In den CSS-Anweisungen sollte sich zunächst nirgends die Zeichenfolge :focus befinden. Wurde die Hintergrundfarbe der Umgebung eines Steuerelements geändert, kann dies die Sichtbarkeit des Fokuseffekts durch den Browser beeinträchtigt sein. Mögliche Probleme können nur durch eine visuelle Sichtung identifiziert werden. Das Standardverhalten des Browsers sollte dabei den Prüfenden bekannt sein.

  1. Drücke die Tabulator-Taste und suche nach Komponenten, die mutmaßlich über keine ausreichenden Fokuseffekte verfügen.
  2. Prüfe, ob eine Ausnahmebedingung vorliegt.
  3. Wirf einen Blick in den CSS-Code und analysiere die Festlegungen von Größe und Kontrast auf die Erfüllung der Anforderungen aus dem Erfolgskriterium.

Maschinelle Prüfung

Werkzeuge zur Prüfung von Kontrastverhältnissen werden benötigt.

Prüfung durch betroffene Menschen (Peer Evaluation)

Prüfung mit visueller Beeinträchtigung

Sehbehinderte Menschen sind am meisten auf angemessene Fokuseffekte angewiesen. Sie können daher subjektiv rasch Problembereiche identifizieren.

Farbfehlsichtige oder farbenblinde Menschen können potenzielle Problembereiche bei einer Durchsicht der Fokuseffekte aus alltäglicher Betroffenheit intuitiv ermitteln.

Prüfung durch blinde Menschen

Um das Erfolgskriterium 2.4.13 prüfen zu können, ist ein ausreichendes Sehvermögen erforderlich. Eine Prüfung mit einer sehenden Assistenzperson erscheint für blinde Menschen nur mit einem hohen Kommunikationsaufwand möglich.

Unterschiede zu Entwürfen (Drafts)

Übersetzungen von Entwürfen

Ich habe an Übersetzungen bereits im Entwicklungsstadium gearbeitet:

Entwurf zum Erfolgskriterium 2020

Freie Übersetzung des Entwurfs durch Zweiter Blick

  1. Minimale Fläche:
    Die Fläche der Fokusindikation in CSS-Pixeln ist größer oder gleich der längeren Seite des umgebenden Rechtecks des fokussierten Kontrollelements multipliziert mit 2.
  2. Fokus Kontrast:
    Das Kontrastverhältnis zwischen ursprünglicher und fokussierter Darstellung weist zumindest einen Wert von 3∶1 auf.
  3. Kontrast oder Zeichenstärke:
    Die Fläche [Hintergrundfarbe?] der Fokusindikation
    • weist zu allen benachbarten Farben des Minimalbereichs ein Kontrastverhältnis von mindestens 3∶1 auf
    • oder hat eine Stärke von mindestens 2 CSS Pixeln.

Anmerkung:

Ein Fokusindikator, der größer als die Minimumfläche ist, darf Teile aufweisen, die nicht über das 3∶1 Kontrastverhältnis verfügen, solange ein Bereich, welcher der Minimumfläche entspricht, das entsprechende Kontrastverhältnis aufweist.

Anmerkungen zur Übersetzung

  • Ich verwende beim Kontrastverhältnis anstelle des Doppelpunkts : das angemessene Verhältniszeichen (&ratio; bzw. &#8758;). Beide sehen zwar fast gleich aus, werden von einer Sprachausgabe aber als Doppelpunkt oder korrekt als Verhältniszeichen wiedergegeben.
  • Ich habe den Aufbau und die Formulierung dieses Erfolgskriteriums massiv umgearbeitet, um die Verständlichkeit zu verbessern. Weitere Präzisierungen oder Hinweise sind willkommen.
  • Ich habe die beiden Bedingungen in einer nummerierten Liste zusammengefasst.
  • Ich habe die Ausnahmen in einer nummerierten Liste zusammengefasst.
  • Ich habe die Ausnahmebestimmungen unter einem eigenen Punkt explizit ausgearbeitet.
Entwurf zum Erfolgskriterium 2023

Freie Übersetzung des Entwurfs durch Zweiter Blick

Wenn der Fokusindikator für die Tastatur sichtbar ist, muss zumindest eine der folgenden beiden Bedingungen erfüllt sein:

  1. Der gesamte Fokusindikator erfüllt folgende Bedingungen:
    1. Die gesamte Komponente der Benutzerschnittstelle oder fokussierte Subkomponente wird umschlossen und
    2. weist ein Kontrastverhältnis von mindestens 3∶1 zwischen denselben Pixeln im fokussierten und nicht-fokussierten Zustand auf und
    3. weist ein Kontrastverhältnis von mindestens 3∶1 gegenüber benachbarten Farben ohne Fokusindikator auf.
  2. Eine Fläche des Fokusindikators erfüllt alle folgenden Bedingungen:
    1. Die Fläche
      1. weist als Mindestgröße die Fläche des 1 CSS Pixel dicken Umfangs der unfokussierten Komponente oder Subkomponente auf
      2. oder ist mindestens so groß wie eine 4 CSS-Pixel dicke Linie entlang der kürzesten Seite des minimalen Begrenzungsrahmens der unfokussierten Komponente oder Subkomponente und
    2. weist einen Mindestkontrast von 3∶1 zwischen denselben Pixeln im fokussierten und unfokussierten Zustand auf und
      1. weist ein Kontrastverhältnis von mindestens 3∶1 gegenüber benachbarten Farben ohne Fokusindikator auf
      2. oder ist nicht dünner als 2 CSS-Pixel.

Ausnahmen:

  • Der Fokusindikator wird vom Benutzeragenten festgelegt und kann nicht von Autor*innen angepasst werden oder
  • Der Fokusindikator und dessen Hintergrundfarbe werden von Autor*innen nicht verändert.

Anmerkungen

  • Was als Komponente oder Subkomponente der Nutzerschnittstelle (zum Erkennen von Umrandung oder Größe) wahrgenommen wird, hängt von dessen visueller Präsentation ab. Die visuelle Präsentation umfasst den visuellen Inhalt der Komponente, den Rahmen und den komponentenspezifischen Hintergrund. Sie umfasst nicht Schattierung und Leuchteffekte, Hintergrund oder Rahmen außerhalb des Inhalts der Komponente.
  • Beispiele für Subkomponenten, die einen Fokusindikator erhalten können, sind Menüelemente in einem geöffneten Drop-down Menü oder fokussierbare Zellen in einem Grid.
  • Kontrastberechnungen können auf den Farbfestlegungen innerhalb einer Technologie (wie HTML, CSS und SVG) basieren.
    Pixel, die durch Auflösungsverbesserungen vom Benutzeragenten und Anti-Aliasing geändert wurden, können ignoriert werden.

Änderungen zu Entwürfen

Das Erfolgskriterium als Teil des WCAG 2.2 Standard weist folgende signifikanten Änderungen zu Entwürfen auf: